Einbrüche der Wertpapiere von mehreren Banken

Einbrüche der Wertpapiere von mehreren Banken

Juni 27, 2022 Aus Von Thomas Breithaupt

Am Donnerstag büßten die Wertpapiere der Deutschen Bank insgesamt über elf Prozent ein und gerieten auch am Freitag vorerst unter starken Druck. Der Grund für den Kurseinbruch ist die zunehmende Besorgnis über eine mögliche bevorstehende Rezession, die zu umfangreichen Kreditausfällen und damit zu hohen Wertverlusten beitragen könnte.

 

Wertpapiere erfahren einen plötzlichen Verlust

Aus diesem Grund haben auch die Wertpapiere der Commerzbank deutlich an Wert eingebüßt. Das mit der Mittelstandsbank zweitgrößte börsengelistete Finanzinstitut Deutschlands ist der wichtigste private Firmenkreditgeber des Landes und könnte von einer Rezession deswegen ganz besonders beeinträchtigt werden. Die Wertpapiere beider Häuser sind seit Mitte der Woche um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Auch die Aktienkurse anderer europäischer Finanzinstitutionen wie BNP Paribas (Paris), Unicredit (Mailand) und Santander (Madrid) sind im Zuge der Konjunktursorgen zurückgegangen, aber bei weitem nicht so deutlich wie bei den beiden deutschen Banken.

 

Kursverluste vorerst kaum ausgleichbar

Sogar das gute Ergebnis der amerikanischen Tochtergesellschaft der Deutschen Bank beim Stresstest der US-Notenbank FED konnte den negativen Verlauf kaum bremsen. Nachdem die amerikanische Tochtergesellschaft in den letzten Jahren schon mehrmals durch den Test gefallen war, erzielte sie dieses Mal mit 22,8 Prozent die beste Eigenkapitalquote aller beteiligten Geldinstitute. Durchschnittlich kamen die 34 Teilnehmer auf eine Eigenkapitalquote von 9,7 Prozent, wobei ein Minimalwert von 4,5 Prozent verlangt wurde. „Das Prüfszenario hat eine Rezession mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 3,5 Prozent und einer Arbeitslosenrate von zehn Prozent modelliert“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende der Engel & Völkers Capital AG Emmerich Kretzenbacher.

 

Gerüchte über Bankenfusionen

Fast täglich trieben Spekulationen über Fusionen die Kurse der Wertpapiere europäischer Geldinstitute nach oben, in bestimmten Fällen im zweistelligen Bereich. Das Hauptaugenmerk lag hierbei auf der niederländischen teilstaatlichen Bank ABN Amro, an welchem Frankreichs größtes Finanzhaus BNP Paribas besonderes Interesse gezeigt hat. Schließlich will der niederländische Staat seinen 49,9-prozentigen Aktienanteil an ABN Amro, den er während der Wirtschaftskrise übernommen hat, möglichst zeitnah wieder verkaufen. Das betrifft im Übrigen auch die Commerzbank, an welcher der Bund noch einen Anteil von 16 Prozent hält.

Die Commerzbank hat in der letzten Zeit deutliche Änderungen in der Aktionärsstruktur erfahren. So sind die beiden finanziellen Investoren Cerberus und Capital Group vor kurzem aus dem Kreis der Aktionäre verschwunden. „Nahezu unbeobachtet hat der amerikanische Investor Blackrock seinen Aktienanteil auf mehr als acht Prozent aufgestockt“, so der Vorstand der Engel & Völkers Capital AG Tomasz Kalemba. Laut Experten wird hier von strategischem Interesse gesprochen und nicht von rein finanzieller Anteilnahme.

Am Mittwoch forderte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, auf einer Veranstaltung eine Zusammenlegung des europäischen Bankensektors. Dagegen sei eine europaweite Banken- und Kapitalmarktunion keine Bedingung für Zusammenschlüsse, selbst wenn sie diese fördern könnten.

(FA)