Griechische Staatsanleihen sind ein Schnäppchen

Mai 25, 2015 Aus Von Thomas Breithaupt

Der Hedgefonds-Manager Hans Humes hält es für sehr unwahrscheinlich, dass Griechenland die ausstehenden Verpflichtungen gegenüber den privaten Gläubigern nicht bedient. Denn diese machen nur 12 Prozent seiner Schulden aus, und das Land benötigt auch künftig Banken. Das lange Gerangel um eine Lösung sei vor allem auch auf die mangelnde Erfahrung der Agierenden zurückzuführen.

Hans Humes ist ein Spezialist für Investitionen in Ländern wie Griechenland. Er ist Gründer und Chef des Hedgefonds Greylock Capital. Auch diesmal sieht er bei griechischen Staatsanleihen enorme Gewinn-Chancen.

„Der mögliche Gewinn in dem Fall, in dem eine Vereinbarung zustande kommt, übersteigt bei Weitem die Risiken“, sagt Hans Humes im Interview mit der FAZ. Die Preise für griechische Anleihen und Aktien befänden sich auf notleidend-niedrigem Niveau. Es sei aber sehr unwahrscheinlich, dass Griechenland die ausstehenden Staatsanleihen nicht bedient.

Die noch ausstehenden griechischen Staatsanleihen machen nur 12 Prozent der Schulden des Landes aus. Ein Zahlungsausfall gegenüber den privaten Investoren würde keinen Sinn ergeben. Denn Griechenland wird ja auch künftig Verbindungen zu Banken brauchen. Außerdem haben private Gläubiger bereits einen Schuldenschnitt in Höhe von 53,5 Prozent akzeptiert.

Der Großteil der griechischen Verpflichtungen besteht gegenüber dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB). Würden EZB und IWF einen Schuldenschnitt in derselben Höhe akzeptieren, hätte das Land kein Schuldenproblem.

Doch für die griechischen Staatsanleihen macht es kaum einen Unterschied, ob Griechenland seinen Verpflichtungen gegenüber dem IWF und der EZB nachkommt oder nicht.

In den Jahren 2011 und 2012 gehörte der Hedgefonds-Manager Hans Humes dem Lenkungsausschuss an, der mit Griechenland darüber verhandelt hatte, wie private Investoren einbezogen werden. Schon damals war er in Griechenland investiert.

Im Laufe der Zeit trennte sich Humes von nahezu allen griechischen Staatsanleihen getrennt. Erst Ende des vergangenen Jahres, als die Preise abstürzten und die Zinsen in die Höhe schossen, stieg er wieder stärker ein. Der Grund: „Ich denke, am Ende wird es eine Einigung geben müssen. Die Alternativen sind zu teuer – für beide Seiten.“

Einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone könnte dem Land nutzen, sagt Humes. „Kurzfristig würde das sehr teuer werden, mittelfristig könnte Griechenland dadurch aber sehr wettbewerbsfähig werden.“

Eine Staatspleite innerhalb des Euro kann laut Humes aber nicht gut funktionieren. Denn die EZB würde dann von den anderen Euro-Ländern sicherlich einen Kapitalnachschuss verlangen. „Die anderen Euroländer, die mit Griechenland derzeit hart verhandeln, wären wohl ein bisschen geschockt, wenn sie Schecks ausstellen müssten, um das Loch zu stopfen.“

Die Verhandlungen der anderen Euro-Länder mit Griechenland ziehen sich schon über viele Jahre hin. Die Gründe dafür sind laut Humes vor allem das Kompetenzgerangel innerhalb der europäischen Institutionen und die mangelnde Erfahrung der Agierenden. Vor allem die Griechen hätten sich wie komplette Amateure verhalten.

„Die jüngste Verhandlungsrunde zeigt all die strukturellen Probleme, wie in Europa Entscheidungen getroffen werden. Jedes Land möchte, dass seine Stimme gehört wird. Die Eurogruppe, die EZB und andere treten sich gegenseitig auf die Füße.“

„Unglücklicherweise sind die Nordländer und darunter auch die Deutschen an die jüngsten Gespräche mit einem Gefühl moralischer Überlegenheit herangegangen, kombiniert mit einem gewissen Mangel an Fingerspitzengefühl oder – offen gesagt – Erfahrung.“

„Als die privaten Schulden restrukturiert wurden, gab es einen Fahrplan, wie man das macht. Berater auf beiden Seiten – Lazard und Cleary auf der einen Seite, Blackstone, White & Case und Allen Overy auf der anderen – hatten viel Erfahrung darin. Unter uns Gläubigern hatten ebenfalls viele umfangreiche Erfahrungen gemacht.“

Hans Humes selbst war während der vergangenen 25 Jahre bei mehr als 20 Umstrukturierungen von Staatsschulden dabei.